3.5.2024
No items found.

Kurzgeschichtenwettbewerb der Klasse 11 G

Kurzgeschichtenwettbewerb

Im Rahmen des Deutschunterrichts zum Thema „Epische Kleinformen“ hat die 11. Klasse einen eigenen kleinen Kurzgeschichtenwettbewerb intern durchgeführt. Hierbei überlegten die Schüler:innen aufgrund ihrer bisherigen Lektüre zunächst, was eine gute Kurzgeschichte überhaupt ausmacht und legten gemeinsam Kriterien fest, anhand derer sie ihre eigenen Kurzgeschichten bewerten wollten. Jede:r Schüler:in schrieb eine eigene Kurzgeschichte, die wiederum mithilfe des Bewertungsbogens von einem Tandem analysiert wurde. Am Ende wurden alle Geschichten im Klassenverband vorgelesen und gewürdigt.

Hier zwei Kurzgeschichten, die Schüler:innen verfasst haben:

DER BLUMENGARTEN
Hässlich.
So fühlte er sich, als er in den Spiegel schaut – wertlos und hässlich.
Zumindest glaubte er dies, denn ihm wurde es von Tag zu Tag von jedem eingeredet.
Sein Zuhause war sein Versteck.
Nie verließ er es.
Viel zu tun hatte er nicht.
Das einzige, was ihm in seinem farblosen Leben noch Freude bereitete, waren seine
Romane, sein graues Kätzchen und sein lebhafter, bunter Garten. Besonders liebte
er die Blumen, die er pflanzte. Sie waren schön. Er wünschte sich, genauso schön
zu sein. Schließlich findet jeder Blumen schön.
Eines Tages, als er dabei war, ein Buch zu lesen, klopfte jemand an seine Tür.
Neugierig schaute er durch das Guckloch, als sein Herz pochte. Seine Augen
wanderten zu einer wunderschönen, jungen Frau. Sie hatte kastanienbraunes Haar,
ein entzückende Lächeln und ein langes, elegantes Kleid. Die Tür öffnete er jedoch
nicht. Wieso aber auch? Er war hässlich. So hässlich, dass keiner ihn sehen durfte.
Bald fing er an, seine Entscheidung zu bereuen. Denn als er aus seinem Fenster
schaute, sah er wie das Fräulein die Blumen pflückte, die er zuvor gepflanzt hatte.
Voller Wut war er im Begriff, rauszustürmen, um ihr die Meinung zu geigen – doch
er konnte nicht. Er war hässlich.
Als er sich später bei seinem Freund über den Vorfall aufregte, sagte der Mann etwas
überraschendes: „Ach, die meinst du? Die mit dem blauen Kleidchen? Die deine
Blumen gepflückt hat? Man hat sie öfters in den anderen Gärten dabei erwischt. Sie
ist krank. Sie verkauft wertvolle Blumen für Geld – verrückt, was? Das wüsstest du,
wenn dich mal nach draußen trauen würdest.“ So lachte ihn sein eigener Kumpel
aus. Jedoch war ihm nicht nach Lachen. Schlecht fühlte er sich. Er hätte ihr so
gerne geholfen, mit ihr gesprochen, sie getröstet. Doch er war hässlich; zeigen kann
er sich nicht.
Er beschloss, eine neue Blume zu pflanzen. Die schönste Blume, die er je zu Augen
bekommen hatte. So schön wie sie. Sie ist wunderschön.
Tage vergingen, als er nur darauf wartete, bis das junge Fräulein zum
Blumenpflücken vorbeikam. Doch sie kam nicht zurück. Dennoch gab er die
Hoffnung nicht auf.
Nicht, bis sein Kumpel ihn wieder besuchte und ihm erzählte, dass die Frau
gestorben sei: „Ein Unfall, das war es. Das Auto hat sie leider erwischt.“
In derselben Nacht verließ er sein Häuschen. Das erste Mal. Alleine. Im prasselnden
Regen.
Er betrachtete die Blume in seinem Garten.
Als er sie pflückte, flossen ihm Tränen wie ein Wasserfall das Gesicht herunter.
Tränen der Reue, die keiner sah. Sie waren versteckt im Regen. Genauso wie er in
seinem Haus. Ein Leben lang.
Hätte er sich doch bloß getraut, vor ihr zu stehen. Sein wahres Gesicht zu zeigen –
was wäre dann passiert? Er wusste es nicht. Jetzt hasste er sich noch mehr. Er
hasste, dass er hässlich war.
So stand er nun da, die Blume ganz fest an sich gedrückt.
Er liebte die Blume.
Die Blume war schön.
Genauso schön wie sie.
Nasanin Sali

Alleine, ja.
Ich stehe an meinem Fenster.
Ich fühle mich leer, in der tiefen Dunkelheit um mich herum. Die Dunkelheit hat die
Farbe eines Obsidians.
Ich bin allein in meiner Wohnung. Alleine, ja. Unter mir liegt eine dunkle Straße, nur
erleuchtet von einer einsamen Straßenlaterne. Sie strahlt ein künstliches Licht aus.
Auf einmal fahre ich herum. Ein Geräusch. Da war- ein Geräusch, ich weiß es. Doch
in der Dunkelheit kann ich nichts erkennen. Dort kann nichts sein. Dort kann ich
nichts erkennen.
Ich fahre herum zu Fenster, doch nein, ich muss mich geirrt haben, dort läuft
niemand. Ich bin allein in meiner Wohnung. Alleine, ja.
Ich versuche meine verkrampften Schultern wieder zu entspannen. Meine Augen
starren konzentriert auf einen Handabdruck auf der Fensterscheibe. Nein, das ist in
Ordnung. Da ist niemand. Keine Geräusche. Und trotz allem- meine ich, meine
Augen verfolgen im Inneren ein Geräusch. Aber nein, ich bin allein in meiner
Wohnung. Alleine, ja.
Vorsichtig trete ich einen Schritt zurück, von der kalten Fensterscheibe. Warum so
gestresst, es ist alles in Ordnung. Endlich kann ich mich entspannen. Ich will mich
meine Füße langsam in die Küche tragen lassen, aber sie bewegen sich furchtbar
schnell. Ich will mich meine Füße schneller in die Küche tragen lassen, aber sie
bewegen sich furchtbar langsam. Ich schüttele den Kopf, so viel Unsinn. Fast falle ich
hin. Da geht es hinweg, mein Gleichgewicht. Ich fahre herum. Da…ist nichts. Da ist
nichts. Ich bin allein in meiner Wohnung. Alleine, ja. Doch meine Augen folgen immer
weiter den Geräuschen um mich herum, während ich auf den dreckigen Boden
blicke. Sie drehen sich in meinem Kopf mit, sehen hinter mich, durch meinen Kopf.
Aber nein, das geht nicht. Ich laufe in der tiefen, vollen Dunkelheit gegen etwas, ein
Möbelstück. Panisch fahre ich herum. Oder ist es jemand? Ein Mensch?
Aber nein, ich bin allein in meiner Wohnung. Alleine, ja.
Wo ist die Küche? Wo, ja wo? Was will ich dort?
Meine Füße bewegen sich langsam, als sie sich schnell bewegen sollen, bewegen
sich schnell, als sie sich langsam bewegen sollen. Wie wunderlich.
Ich laufe an meinem Bad vorbei. Meine Füße, diese ungehorsamen, bleiben
unvermittelt stehen. Aus dem Bad kommen- Stimmen. Ja, Stimmen, ich habe sie
gehört, Stimmen. Ich will die Tür aufreißen, sie eintreten, die Menschen dahinter
vertreiben, das ist mein Ort! Doch meine Kräfte gehrochen mir nicht, die Tür schwingt
langsam auf. Dahinter ist niemand. Aber, die Stimmen. Die Stimmen. Ich fasse mir
an den Kopf. Fasse mir an die Ohren. Die Stimmen. Jemand muss hier sein. Die
Stimmen. Was sagen sie? Wo sind sie? Die Stimmen. Sie, sie schreien. Schreien
mich an, beschimpfen mich. Was wollen sie. Was wollen sie. Ich stolpere schneller
vorwärts. Schlafzimmer, Bad, Ausgangstür, Bad, Schlafzimmer, Ausgangstür. Die
Küche, ich will die Küche. Die Stimmen, sie verfolgen mich. Ich stolpere. Sie
verfolgen mich. Meine Augen folgen ihnen, gucken durch Möbel, durch Gehirne,
durch Geister. Wo sind sie, wo sind die Stimmen? Ich will, dass sie weg sind.
Weg. Sind. Ich drehe mich, drehe mich. Meine Augen, drehen sich, drehen sich. Die
Stimmen. Irgendwer ist hier. Irgendwer ist hier.
Nein, weg, weg hier, weg von den Stimmen, ich möchte rennen, aber meine Beine
sind zu schwer. Warum sind sie zu schwer? Ich muss doch rennen. Muss doch
wegrennen. Wie soll ich denn wegkommen, wegfliehen? Mit Beinen aus Metall? Sie
sind so schwer, wie soll ich denn damit wegrennen, wegfliehen. Wie, wie soll das
denn gehen?
Schlafzimmer, Badezimmer, Tür. Tür, Bad, Zimmer. Wo ist die Küche? Dort sind die
Stimmen weg. Die Stimmen, sie beschimpfen mich. Mit leisen, zischelnden
Geräuschen. Aber niemand ist hier. Wo kommen die Stimmen her? Sie machen mir
Angst. Angst machen sie mir. Mein Gesicht ist angstverzerrt.
Ich hetze in einem Kreis, immer wieder. Höre Stimmen, weine, schreie, bin stumm.
Wann hört es auf? Wann ist es vorbei?
Sind das Geister, Gespenster, Dämonen, Mörder?
Ich stolpere, ich stolpere, ich stolpere. Meine Schritte sind auf einmal nichts mehr als
Stolpereien, und ich kann nichts tun.
Aber ich bin allein in meiner Wohnung. Alleine, ja. Aber woher diese Stimmen? Sie
machen mich verrückt. Ich werde verrückt. Verrückt, werde ich, ich weiß es.
Mir bricht der Schweiß aus. Meine Küche, die Küche, die Küche fehlt.
Mir rinnt es kalt den Rücken hinunter. Da ist sie, da ist die Küche, die Küche ist da.
Ich erklimme die Türschwelle. Will die Stimmen hinter mir lassen. Hinter der Schwelle
lassen, mich von diesen Gespenstern erretten, aber sie lassen mich nicht. Sie folgen
mir weiter, immer weiter.
Sie beschimpfen mich, und da sehe ich es.
Ein Gespenst. Es steht vor meinem Küchenfenster. Ein Gespenst, ja, ein Gespenst
vor mir, die Stimmen, ja die Stimmen hinter mir.
Warum, warum können sie mir in die Küche folgen.
Ein Gespenst, ein Gespenst ist da, ein Gespenst. Es, es kommt. Auf mich zu, es
lässt sich nicht abhalten. Ich will, dass es geht, dass es weg ist, dass es weg ist, das
alles vorbeigeht. Ich stolpere, stolpere.
Das Gespenst legt sich warm, heiß um meine Schultern in der dunklen kalten
Wohnung. Es drückt mich herunter, drückt mich herunter, bis ich auf dem
Küchentisch liege. Ein paar Flaschen fallen über die Kante und zersplittern, es sind
so viele. So viele Flaschen, braune, weiße, grüne und das warme Gespenst um
meinen Hals, das mir die Luft abschnürt. Es riecht nach Wodka.
Ich bin allein in meiner Wohnung. Alleine, ja.

No items found.

1300

Schüler/ innen

unser vielfältige schülerschaft ist geprägt von toleranz und respekt füreinander.

120

Lehrer/ Innen

Unser Kollegium verfügt über eine hohe fachliche Kompetenz und bildet sich kontinuierlich fort.

05

Schularten

finden sie bei uns den für sie passenden ausbildungsweg!

helene lange schule fröbel seminar mannheim berufliches Gymnasium, Berufskolleg, Berufsfachschule Logo Icon

Schule IST DIE BESTE ZEIT DEINES LEBENS.

Finde deine stärken und interessen heraus und starte gut gerüstet in die zukunft.

helene lange schule fröbel seminar mannheim berufliches Gymnasium, Berufskolleg, Berufsfachschule Schüler